Mittwoch, 10. Oktober 2012

Und ewig lockt das Out (von slb)


Seit einigen Tagen ist der Lockout in der NHL ja traurige Tatsache. Manch einer fragt sich aber noch immer wie es eigentlich genau dazu kam. Die einfachste aller Antworten darauf ist: wegen dem verdammten Geld!
Vor allem geht es um den prozentualen Anteil der Spielergehälter am Gesamtumsatz der Liga. Momentan erhalten die Spieler 57% des Umsatzes, was in dieser Saison pro Team 70,3 Mio. $ gewesen wären. Zum Vergleich: 2005 waren es 39 Mio. $, 2008 56,7 Mio. $ und letztes Jahr 64,3 Mio. $. Diese 57% werden jetzt, trotz jährlich steigendem Umsatz, zum Knackpunkt. Gemäss dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes haben in der Saison 2010/11 fast die Hälfte der Teams Verluste gemacht. Klar dass nun Gary Bettman (Commissioner der NHL) alles daran setzt die Klubbesitzer finanziell zu entlasten. Sein Angebot an die PA war demzufolge auch 49% und eine weitere Absenkung auf 47% in den nächsten 6 Jahren. Beachtet man den steigenden Umsatz seit 2005 könnte man meinen für die Spieler habe das auch „fast keine“ finanziellen Auswirkungen. Die Spieler selber wollen dem auch ein wenig entgegenkommen, doch das Angebot von Donald Fehr (Chef der PA dem wir auch schon den 1995er Lockout der MLB zu verdanken haben) konnte, mit einer Absenkung von 54,2% auf 52% über die nächsten 5 Jahre, nicht überzeugen und wurde von Bettman abgewiesen. Beide Parteien sind sich eigentlich sehr nahe, doch bleiben immer noch einige 100 Mio. $ Unterschied. Und solange mit Bettman und Fehr zwei Dickköpfe im Amt sind, die auf Teufel komm raus nicht nachgeben wollen, könnte sich der Lockout wieder in die Länge ziehen. Erst wenn eine Seite schon zu viel Geld in den Sand gesetzt hat (also die Vereine) muss Bettman nachgeben, denn ob Teams wie zum Beispiel die Coyotes eine ganze Saison ohne Eishockey überleben können ist mehr als fraglich...

Doch was bedeutet dieser Lockout für Europa? Werden die Ligen wieder von NHL-Spielern überrannt? Wir erinnern uns noch gut an die Saison 2004/05. 388 NHL Spieler fanden den Weg nach Europa. Am beliebtesten waren Russland (78 Spieler), Schweden (75), Tschechien (51), Finnland (45) und die Schweiz (43). In diesem Jahr ist aber eher nicht damit zu rechnen. In der KHL sind pro Team nur drei Lockout-Spieler erlaubt (wovon, für die russischen Teams, zwei Spieler Russen sein müssen) ausserdem müssen die Spieler eine gewisse Anzahl von Spielen auf dem Buckel haben, sowie Stanley-Cup-Finalist sein oder eine individuelle Auszeichnung erhalten haben.

In der Schweiz hat jeder Verein nur 8 Ausländerlizenzen für die gesamte Saison zur Verfügung und mit denen geht man eher sparsam um. Wer will schon so eine Lizenz verbrauchen wenn der Spieler dann nur den einen oder anderen Monat spielen wird? Hier werden dafür die NHL-Schweizer interessant. Mark Streit erfüllt sich endlich einen Traum und läuft für den SC Bern auf und auch Rafael Diaz (Zug), Yannick Weber (Servette), Luca Sbisa (Lugano) und Roman Josi (Bern) kehrten jetzt schon in die Schweiz zurück. Bei Weber, der eine schlechte letzte Saison hatte, kann ich es nicht verstehen. Für ihn wäre das Abenteuer AHL besser für die Karriere in Nordamerika. Weiterhin ist man in der Schweiz nicht mehr unbedingt gewillt die sehr hohen Löhne und Versicherungskosten zu übernehmen. Dieser Meinung war ich eigentlich zu Beginn des Berichts noch, aber langsam steigt die Anzahl an NHL-Profis in der Schweiz. Joe Thornton und Rick Nash (Davos), Jason Spezza (Rappi), Tyler Seguin (Biel), Jared Spurgeon und Tyler Ennis (SCL Tigers) und Logan Couture (Servette) wollen für Spektakel auf Schweizer Eis sorgen.

Düster sieht es für die NHL-Profis momentan noch in Schweden aus. Dort akzeptiert man nur Verträge über mindestens ein Jahr, also wird man in Schweden wohl noch auf einen Hauch NHL verzichten müssen. Jedenfalls solange noch eine kleine Chance besteht dass die NHL den Spielbetrieb verspätet aufnehmen wird. Wie dem auch sei, freuen wir uns auf die vielleicht beste AHL-Saison der Geschichte und einige NHL-Stars in Europa. Spätestens nächste Saison werden wir uns wieder nächtelang vor dem TV einer, durch den Lockout, geschwächten NHL widmen können, übertriebene Preise für Merchandise Produkte bezahlen, oder in Nordamerika zu teure Tickets für ein NHL-Spiel zahlen.

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